Empfohlene Hardware

Welche Hardware wird für Freifunk benötigt? Das kommt auf den Anwendungsfall an. Grundsätzlich ist die von uns verwendete Gluon Router-Firmware auf über 100 Geräten lauffähig – also auch auf ganz vielen Geräten, die nicht explizit in diesem Leitfaden aufgeführt sind.

Grundsätzliche Anforderungen

In sehr alten oder auch sehr günstigen Routern sind mitunter nur 4MB Flashspeicher und 32 MB RAM verbaut. Von der Verwendung solcher Geräte raten wir ab – sie sind schlichtweg nicht zukunftsfähig. Noch (Stand 11/2020) werden die Geräte unterstützt, doch mit jeder neuen Firmwareversion wird es unwahrscheinlicher.

Ein weiteres Killerfeature, dass in keinem Freifunkrouter fehlen sollte, ist die Unterstützung für das 5 GHz WLAN, auch AC genannt. Router ohne AC Support sind nicht mehr zeitgemäß und sollten nicht angeschafft werden.

Viele Nutzer und/oder wetterfest

Wird ein WLAN-Accesspoint gebraucht, der ordentlich an einer Fassade oder Decke befestigt werden kann, wetterfest ist und hohe Nutzerzahlen abkann, kommt in unserem Verein insbesondere der Ubiquiti Unifi AP AC Pro zum Einsatz. Das Gerät kostet neu ca. 130€ inkl. Netzteil und Wandhalterung, gebraucht kann man sie oftmals schon ab 90€ erhalten. Der Gebrauchtkauf ist unserer Erfahrung nach problemlos, die Geräte sind sehr robust und unanfällig. Aber Vorsicht: es gibt auch den Gerätetyp Ubiquiti AP Pro (ohne AC), den bitte nicht mehr kaufen – hierbei handelt es sich um die veraltete Version.

Links im Bild: TP Link Archer C7, in der Bildmitte 10x Unifi AP AC Pro. Die weißen “Ufos” eignen sich für die Outdoor-Montage an Fassaden mit Dachüberstand.

Tipp: an stark frequentierten Orten, z.B. einem Fußballplatz oder dem örtlichen Busbahnhof, macht es Sinn, einen AP AC Pro mit der Herstellerfirmware in Verbindung mit einem Offloader zu betreiben. Der Mühen Lohn ist, dass dasselbe Gerät in dieser Kombination deutlich besser mit vielen Nutzern (>100 Geräte) umgehen kann. Einen Unifi-Controller stellen wir ggf. zur Verfügung, der Vorstand freut sich über eine Anfrage.

Wenn jeder Euro zählt uns es trotzdem wetterfest sein muss, ist der Ubiquiti AP AC Mesh eventuell noch einen Blick wert. Das Gerät ist in unserer Community zwar nicht verbreitet, wird aber in anderen Freifunkvereinen empfohlen. Und ist neu ab 85€ zu erhalten.

Wer hingegen ein Indoor-Gerät zur Deckenmontage sucht und ein paar Euro sparen will, schaut sich am besten einmal den Ubiquiti AP AC Lite Accesspoint an.

Für alle Ubiquiti-Accesspoints gilt, dass sie ausschließlich per SSH geflasht werden können. Wer mit der Konsole nicht vertraut ist, startet seine Freifunk-Karriere besser mit einer anderen Geräteklasse.

Gut & günstig. Und für Einsteiger.

Der TP-Link Archer C7 (auch AC1750 genannt) ist ein performanter Indoor-Router für 2,4 GHz und 5 GHz. Er hat abnehmbare bzw. justierbare Antennen und ist neu für 45€ bis 60€ zu bekommen, gebraucht deutlich günstiger.

Der C7 ist im Prinzip ein gutes Gerät, allerdings hat TP-Link es in den letzten Jahren geschafft, ihn in 5 verschiedenen Hardwareversionen auszuliefern. Bis einschließlich Version 5 werden alle Hardwarerevisionen von unserer Software unterstützt (Stand 11/2020). Falls der Hersteller mal wieder eine neue Version rausbringt, dauert es in der Regel einige Monate, bis der Support für die neue Version nachgezogen wird.

Tipp: kommt der Archer C7 in einem Szenario mit vielen Anwendern zum Einsatz, empfiehlt sich die Kombination mit einem Offloader (siehe unten).

Da der Archer C7 über ein Webinterface relativ einfach geflasht werden kann, ist er auch für Einsteiger zu empfehlen.

Ubiquiti ERX – das Arbeitspferd unter den Offloadern

Wenn ein Accesspoint mit besonders vielen Nutzern zurecht kommen muss, macht es Sinn, ihm einen Offloader vorzuschalten. Ein “Offloader” entlastet den Accesspoint, indem er sich um die Verbindung zu unseren Server kümmert – und der Accesspoint das dann eben nicht mehr selber machen muss.

Der Standard-Offloader in unserer Community ist der Ubiquiti Edgerouter X (kurz: ERX) bzw. sein größerer Bruder Ubiquiti ER-X-SFP (kurz: ERX-SFP). Den ERX gibt es neu ab ca. 45€, gebraucht ab ca. 30€. Der ERX-SFP kostet neu ca. 70€, gebraucht sind sie ab ca. 45€ zu haben. Beide Geräte können unserer Erfahrung nach unbesorgt gebraucht erworben werden, über 30 von ihnen sind heute bereits im Einsatz in unserem Netz.

Eine typische Kircheninstallation: oben links ein Edgerouter ER-X. Rechts daneben PoE-Adapter für 24V (Richtfunk) und 48V. Darunter: DLAN für die gebäudeinterne Datenverteilung.

Tipp: die ERX’e können auch dafür genutzt werden, Accesspoints ohne Freifunk-Firmware ans Freifunknetz anzuschließen. Technisch ist es möglich, sie so zu konfigurieren, dass die Geräte an ihren LAN-Ports private Freifunk-IP-Adressen auswerfen, so dass man sogar einen Server direkt im Freifunk-Netz betreiben könnte. Doch vorsicht: vieles ist möglich, nicht alles immer sinnvoll 😉

Kommt überall durch: das Flachkabel

Damit die Daten auch wirklich fließen, können braucht es Kabel – und da es für spezielle Montageorte auch spezielle Kabel gibt, folgt hier etwas Kabelkunde.

Will man einen Accesspoint an einer Fassade montieren, muss man für das Datenkabel oftmals einen Weg “nach draußen” finden. Der Router mit dem Internetanschluss ist drin, der Accesspoint draußen – und einfach mal den Fensterrahmen anbohren ist in der Regel keine Option. Die Lösung: Flachkabel. Die CAT6-Kabel von Mr. Tronic sind in der 10m Ausgabe ab ca. 10€ zu haben. Sie sind so flach, dass sie bei Kunststoff- oder Holzrahmen durch das geschlossene Fenster passen.

Diese zwei Tipps erleichtern euch das Leben mit Flachkabeln:

  1. Lege dein Kabel durch das Fenster, was seltener geöffnet wird. Denn: je öfter dein Kabel gequetscht wird, desto eher gibt die Ummantelung nach und es wird beschädigt.
  2. Da dein Kabel sehr wenig Ummantelung hat, ist es an der Fassade relativ ungeschützt gegen die Sonne (UV-Licht!). Flachkabel sollten draußen am besten in einem Elektrokanal geschützt werden. Ein klassisches M25er Elektrorohr oder ein Schlauch leisten da gute Dienste. Passendes Montagematerial wie zum Beispiel Halterungen oder Einziehdraht ist ebenfalls sehr hilfreich.

Alternative: wer ein Flachkabel mit etwas mehr Ummantelung sucht, greift beim CAT7 Rohkabel von Bushoe zu. 10m kosten ca. 13€.

Outdoor-Montagematerial für Freifunk

Mitunter kommt es vor, dass man elektronische Teile an Stellen einsetzen will, die keine besonderes guten Umweltbedingungen bieten. Will man zum Beispiel einen DLAN oder PoE Adapter im Außenbereich montieren, stellt man fest, dass sie nicht Spritzwassergeschützt sind. Manche Installationsorte sind auch einfach sehr staubig oder sonst irgendwie ungeeignet für Elektrik. Wie dem auch sei: die DRiBOX FL-1859-B3 IP55 Kabelschutzbox kann man für diesen Anwendungsfall gut nehmen. Das 3er Set ist mit 40€ zwar nicht unbedingt günstig, hält aber dafür jahrelang stressfrei durch.

Ebenfalls empfehlenswert ist der 4-fach Brennenstuhl Steckdosenverteiler IP44. Er ist für rund 8€ zu bekommen, ist grundsätzlich outdoortauglich und hat den Vorteil, dass er leicht angeschraubt werden kann.

Kabelverlängerung

Im Montagekoffer des ambitionierten Freifunkers sollten auch diese praktischen RJ45 CAT6 Kabelverbinder nicht fehlen. Wenn ein Kabel mal zu kurz ist, löst so ein Teil schnell und zuverlässig das Problem.

Indoor-Datenverteilung mit DLAN

Nicht ganz unumstritten im Freifunk-Umfeld ist die Verwendung von DLAN oder auch PowerLAN. Bei aller Kritik ist DLAN aber eine einfache Option, IP-Datenverkehr vom Router an den Punkt zu bringen, an dem ein Freifunk Accesspoint montiert werden soll.

Unserer Erfahrung nach lohnt es sich kaum, die DLAN Adapter neu zu kaufen. Auch gebraucht sind sie quasi unkaputtbar und deutlich billiger. Devolo DLAN 1200 Adapter bekommt man bei Ebay Kleinanzeigen oftmals schon ab 20 Euro. In den allermeisten Fällen genügen Single-Port-Adapter. WiFi im DLAN wird in meisten Fällen nicht sinnvoll sein.

WLAN für Fortgeschrittene: Richtfunk

Manchmal kommt es vor, dass WLAN an Stellen benötigt wird, an denen außer Strom nichts zu haben ist. Einsteiger nutzen dann die ganz normalen Accesspoints und deren Mesh-Fähigkeit – für die Übertragung von ein paar WhatsApps und Fotos reicht das im Prinzip auch.

Wird mehr Datendurchsatz benötigt, genügt Mesh nicht mehr – dann wird es Zeit für Richtfunk.

Zum Preis von etwa 50€ pro Gerät ist die Ubiquiti Nanostation 5AC Loco eine gute und günstige Lösung für Entfernungen bis ca. 500m. Muss die Richtfunkstrecke deutlich weiter sein, empfiehlt sich eine Ubiquiti PowerBeam 5AC ISO Gen2, die neu rund 130€ kosten. Gebrauchte Geräte der Generation 1 (PowerBeam 5AC 400) gibt es bei eBay Kleinanzeigen teilweise schon für 45€.

Richtfunktechnologie ermöglicht es, WLAN gezielt an einen Ort zu bringen. Die Konfiguration der Geräte ist jedoch komplex.

Neben den oben genannten Geräten sind zum Teil auch noch ältere Gerätevarianten im produktiven Einsatz, u.a. die Nanostation Loco M2 oder auch ältere Nanobeam 2AC13.

Geräte für 60 GHz sind derzeit noch nicht verbaut, von anderen Communitys lesen wir, dass MikroTik in dem Segment wohl einen guten Job macht.

Warnung: Der Betrieb der hier benannten Geräte mit Stock-Firmware ist grundsätzlich lizenzfrei möglich, die Konfiguration hingegen ist alles andere als Plug-and-Play. Mit Freifunk-Software ließen sich einige der Gerätschaften technisch gesehen auch betreiben, wir raten jedoch davon ab.

Tipp: Selbstverständlich sind Richtfunkverbindungen auf ein (weitgehend) freies Sichtfeld angewiesen. Ohne Sicht ist mit den Geräten fast kein Erfolg zu erzielen. Ubiquiti hat ein Online-Planungstool, mit dem man vor der Anschaffung von Gerätschaften nachmessen kann, ob mit einer bestimmten Gerätekombination eine Funkverbindung möglich ist.